Turmkaffee : Wohin geht die weltweite Kaffeepreisentwicklung

Aktuelle Entwicklungen im Kaffee Rohstoffmarkt

Von Roger Bähler

29.09.2023

Wohin geht die weltweite Kaffeepreisentwicklung?

Coffee Arabica/Brazil:

 

Brasilien gilt als produktionsstärkstes Land in der gesamten Kaffeegemeinschaft - mit primären Fokus auf Coffee Arabica. Sämtliche Indikatoren aus Brasilien sorgen für rasche Bewegungen im Preishimmel. Die Ernte 23/24 ist praktisch fertig gepflückt. Schätzungen bezüglich des Volumens liegen bei ca. 64 Mio. Säcken, was in etwa den Erwartungen entspricht. Exporte in den letzten Monaten haben für Arabicas - verglichen mit dem Vorjahr – ca. 17 % abgenommen.

 

Deutliches Sinken der Differentials für gewaschene Arabicas! Angefangen im Juli 22 von Colombia, mussten danach die zentralamerikanischen Produzenten zwangsweise nachziehen. Gemäss den aktuellen Angeboten ist klar, dass noch zu viel Ware aus der 22/23er-Ernte unverkauft ist und schon bald wieder die nächste Ernte zum Pflücken bereit ist! Im Markt hält sich die Meinung auch hartnäckig, dass der Preisrückgang mit der steigenden Inflation und somit tieferer Nachfrage zu tun hat. Aber Achtung; tiefere Preise gilt nur für ältere & unverkaufte Lagerware, was die Qualitätsröstereien weniger interessiert. Dagegen bleiben die Differentials aus Brazil hartnäckig fest. Die Produzenten in Brasilien wollen ihre Ware einfach nicht in den Markt geben. Dies zeigt schon, dass diese in den letzten 2 Jahren (beginnend mit dem Frost Juli 21) gut verdient haben und nach wie genügend Zeit zum Warten haben. Erst dann entflieht Luft aus dem aktuellen Preisballon, wenn die Kaffeepreise aus Brasilien deutlich & längerfristig sinken! Eher wenig Veränderungen bei den gezeigten Währungspaarungen, am ehesten hat sich der Real geg. den US-Dollar abgeschwächt. Vielleicht animiert dies die brasilianischen Pflanzer, ihre hohen Preise etwas runterzunehmen!?

 

Die Lagervorräte an Arabica-Certifieds sind im letzten Monat weiter gesunken und liegen so tief wie seit Jahren nicht mehr! Dies kann von den sinkenden Exporten stammen, oder auch aus den tieferen Börsenlevels (Börse ist nicht der höchste Zahler). Bei den Robusta ist der Rückgang noch markanter, hier wird physische Ware über die Börse gekauft, weil ganz einfach das Angebot aus Asien zu klein bzw. zu unsicher ist!

 

Coffee Canephora/Robusta:

 

Ein total anderes Bild zeigen die Robustas. Durch die hohen Preise in Vietnam und Indonesia hat der Export von „Conilons“ deutlich zugenommen: +34 % gegenüber Vorjahr! Allgemein war in den letzten Monaten eine klare Nachfragesteigerung für Robustas zu beobachten. Lange Zeit als eher qualitativ „minderwertigere“ Ware im Schatten der Arabicas gestanden, erlebte die widerstandsfähigere der beiden Hauptsorten im Zuge der steigenden Inflation einen wahren Nachfrage-Boom. Dies zeigt sich nun in den sehr hohen Preisen der Produzenten, die zum Teil auch schon sogenannte Defaults (Nicht-Verschiffungen) auslösten, sowie die historisch eher hohe Börsenlage wie auch stark sinkende Lagerbestände der Certified Stocks. Es wird spannend sein zu verfolgen, ob sich der Robusta-Boom trotz der gestiegenen Preise fortführen wird.

 

Fazit:

 

Eine heutige Beurteilung ist äusserst schwierig: Nur die allg. Nachfrage sowie die Differentials betrachtet, müsste man für Arabica eher bearish (Erwartung für fallende Kurse), für Robustas bullish (Erwartung für steigende Preise) sein. Dann wird das Wetter in Brazilien für die neue Ernte 24/25 grossen Einfluss haben. Robusta Kaffee sind heute praktisch doppelt so teuer als wie noch vor 2 Jahren. Die Arabica-Preise sitzen betreffend Brasilien weiterhin fest, sodass eine preistechnische Entspannung nicht in Sicht ist! Die ersten Quartalseinkäufe’24 bestätigen diese Situation und solange unsere Lagermengen in der EU weiterhin tief bleiben, müssen die Produzenten frühzeitig eindecken!

 

Wie entwickelt sich das Wetter mit dem angesagten El Niño-Phänomen? Mit den klimabedingten Verwerfungen kann sich die Situation schnell wieder ändern, wie auch mit der geopolitischen Situation (Ukraine). Etwaige Kostenzuschläge, wie u. a. Fairtrade, Verpackungs- & Verbrauchsmaterialien, Energie- & Logistikkosten…etc., bleiben weiterhin bestehen und erlauben keine bessere Kalkulation. Alleinig die Energiekosten steigen für das nächste Jahr regional teils bis zu +100 %!? Der heisse Sommer hat die kühlen Preise nicht aufgewärmt. Es ist und bleibt unbeständig - mit geringer Weitsichtigkeit.

 

Die Turm Handels AG legt alles daran, dass all unsere Kunden mit den besten Rohstoffen zu den fairsten Preisen bedient werden! Ebenso sind wir stets darum bemüht, dass unsere 100 %-ige Warenverfügbarkeit bestehen bleibt!

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Über den Autor

Der Erfolg von Turm Kaffee ist untrennbar mit Roger Bähler verbunden: Seit 17 Jahren prägt er unser Unternehmen als CEO. Roger ist mitunter auch unser kaffeetechnischer Innovator, Tüftler, Buchautor, Kaffeetrainer und prägt die ganze Kaffeelandschaft mit seinen zahlreichen Auftritten.

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